Der große Clou ist Trade Republic nun gelungen. Mit Erhalt einer Vollbanklizenz ergeben sich für den Neobroker nun ganz neue Möglichkeiten und Wege.
Größeres Produktangebot durch Vollbanklizenz
Die neu erworbene Vollbanklizenz eröffnet für den deutschen Neobroker Trade Republic vielfältige Möglichkeiten. Jetzt kann das Unternehmen eigenständig Produkte anbieten, ohne auf einen Bankpartner angewiesen zu sein. Dazu gehören unter anderem:
- Girokonto: Trade Republic kann nun eigene Girokonten einführen.
- Sparkonto: Das Angebot von Sparkonten kann direkt von Trade Republic bereitgestellt werden.
- Kredite: Die Banklizenz ermöglicht es, Kredite anzubieten, darunter Konsumkredite und Wertpapierkredite.
- Wertpapierverrechnungskonto: Kunden könnten in Zukunft ein eigenes Wertpapier-Verrechnungskonto mit eigener IBAN erhalten.
Die konkreten Produkte, die Trade Republic in Zukunft einführen wird, bleiben jedoch unsicher. Es gab bereits Spekulationen über eine eigene Zahlungskarte und Sparkonto-Angebote über Partnerbanken. Mit der Vollbanklizenz hat Trade Republic die Flexibilität, selbst zu entscheiden, welche Produkte sie anbieten möchte. Es könnte auch in direkte Konkurrenz mit anderen Neobanken wie N26 treten, falls es solche Angebote einführt. In jedem Fall ist klar, dass die Notwendigkeit von Partnerbanken für Trade Republic nun entfällt, wenn das Unternehmen dies wünscht.
Christian Hecker, Gründer von Trade Republic meint dazu: „Der Fokus bleibt dabei
Presseaussendung Trade Republic
unverändert auf dem einfachen, sicheren und günstigen Aufbau von Vermögen.”
Bereits 2023 wurde Angebot erweitert
2023 wurde das Verrechnungskonto für das Depot auch zum Sparkonto. Seit dem werden Guthaben mit 4,00 % p.a. verzinst. Des Weiteren wurde der Anleihenhandel für Privatanleger geöffnet. Trade Repubic selbst meint in der Presseaussendung, dass die Marktanteile dadurch in Deutschland und international erheblich ausgebaut wurden.
- Guthaben auf das Verrechnungskonto wird mit 4,00 % p.a. verzinst
- Öffnung Anleihenhandel für Privatanleger
Payment for Order Flow nicht mehr einziges Erlösmodell
Die Rückvergütungen für den Verkauf der Kundenorderströme an Market Maker stellen einen bedeutenden Teil der Erlösströme dar. Diese Praxis, die der EU zufolge verboten wird, ist bis spätestens Juli 2026 noch erlaubt. Nach diesem Zeitpunkt ist das Payment for Order Flow in der gesamten EU definitiv untersagt. Zuvor war diese Praxis bereits in den Niederlanden und im ehemaligen EU-Mitglied Großbritannien untersagt.
Mit dem Wegfall dieses entscheidenden Erlösanteils stehen Neobroker wie Scalable und Trade Republic vor der Herausforderung, alternative Einnahmequellen zu erschließen. Es ist daher nur logisch und sinnvoll, dass Trade Republic sich breiter aufstellt, um nach neuen Erlösquellen zu suchen.
Kosten müssen gesenkt werden, Steigerung der Erlöse notwendig
Wenn man einen Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung von Trade Republic wirft, wird deutlich, dass es für das Unternehmen entscheidend ist, neue und erhöhte Erlösquellen zu erschließen oder die Kosten zu reduzieren. Wie es für ein Wachstumsunternehmen typisch ist, entstehen in der Wachstumsphase hohe Verluste. Im Geschäftsjahr von Oktober 2021 bis September 2022 belief sich der Jahresfehlbetrag sogar auf über 145 Millionen Euro, obwohl die Provisionserträge lediglich 136 Millionen Euro betrugen.
Fazit
Der Erwerb der Vollbanklizenz ist für Trade Republic ein großer Wurf und es wird spannend, welche Wege der Neobroker nun gehen wird. Manche Kundinnen und Kunden ist die Tatsache, dass Trade Republic die Kundengelder mittels Sammelkonten bei verschiedenen Partnerbanken verwahrt hat, sauer aufgestoßen. Das kann durch die Vollbanklizenz nun geändert werden und Trade Republic kann Konten, die auf eigenen Namen der Kunden lauten, anbieten.
Trade Republic will weiter wachsen und hat dafür nun ein Werkzeug in der Hand. Was der Neobroker daraus macht, bleibt derweil noch unkonkret.